Wie schon im Beitrag über „Mein erstes Messer“ erwähnt, braucht man eigentlich keine besonders umfangreiche Ausstattung an Werkzeugen, um mit dem Messermachen anzufangen. Viele, die sich für das Thema interessieren, haben das meiste davon vielleicht sogar schon zu Hause. Wenn du also zum ersten mal ein Messer machst, noch nicht genau weißt, ob es dein großes Hobby wird oder eine einmalige Sache, dann gib lieber nicht mehr Geld aus als nötig und leg mit dem los, was du schon hast. Dauer vielleicht ein paar Stunden länger, aber beim ersten Versuch kommt’s da nicht drauf an.
Also, was brauchen wir in der heimischen Messermanufaktur für Prototypen und Kleinstserien? Kommen wir gleich zur Sache
Anmerkung: einige Links sind Affiliate-Links, d.h., dass ich bei einem Verkauf eine Provision bekomme, die mir hilft, dieses Hobby zu finanzieren. Diese sind mit * markiert. Für euch wird dadurch das Produkt nicht teurer. Trotzdem möchte ich euch im Sinne der Nachhaltigkeit darum bitten, Maschinen usw. ersteinmal bei Bekannten auszuleihen, falls ihr nicht sicher seid, dass ihr dieses Hobby längerfristig betreiben wollt.:
- Feilen*: Mit ein paar Metallfeilen kann man fast jedes Stück Stahl in Form bringen. Die erstaunlichsten Maschinenteile und Kunstwerke wurden schon mit Feilen hergestellt. Für so etwas relativ einfaches wie ein Messer, genügt uns am Anfang eine Flachfeile, eine Halbrundfeile und eine Rundfeile in Hieb 2 („mittelgrob“). Flachfeile und Halbrundfeile sollten ein Feilenblatt von mindestens 200 mm haben. Die Flachfeile wird vor allem zum anfertigen des Anschliffs verwendet, die Halbrundfeile für Innenradien am Griff und die Rundfeile für z.B. Schleifkerbe oder Feinheiten am Übergang von Ricasso zum Anschliff. Weitere Feilen sind eher für Holz geeignet und kommen beim Bearbeiten des Griffs zum Einsatz. Ich persönlich finde die von Pferd sehr gut, die oben verlinkt sind.
- Handbohrmaschine oder Akkuschrauber*: Fast jeder hat zumindest eines der beiden zu Hause. Der Zweck ist offsichtlich: Wir bohren damit Löcher in unser Messer (in den Griff um genau zu sein). In diese Bohrunge kommen später die Pins, die die Griffschalen am Erl halten.
- Metallbohrer*: Das nötige Zubehör zur Bohrmaschine – ein Metallbohrer passend zur Dicke unserer Pins (ganz leichtes Übermaß von ca. 0,1 bis 0,2 mm beim Bohren kann von Vorteil sein, damit hinterher alles leicht zusammenpasst).
- Schraubstock*: Ohne geht fast nichts. Damit wir unsere Klinge bearbeiten können, müssen wir sie irgendwo sicher und fest einspannen können. Ein relativ kleiner Schraubstock für unter 50 € genügt hier am Anfang.
- Schraubzwingen: Zum fixieren der Griffschalen nach dem Verkleben und in Kombination mit dem Schraubstock, um das Messer in allen möglichen Positionen festzuhalten. Am Anfang genügen drei kleine Zwingen (z.B. 50×150) oder C-Zwingen*. Grundsätzlich gilt: Man braucht sie in allem möglichen Größen und kann eigentlich nie genug davon haben!
- Grill oder 2 Gasbrenner*: Um eine Klinge aus Kohlenstoffstahl (z.B. niedriglegierter Werkzeugstahl oder Federstahl) zu härten, müssen wir Temperaturen von min. 800 °C erreichen (je nach Zusammensetzung der Legierung). Das geht gut mit einem Holzkohlegrill und zusätzlicher Belüftung (z.B. mal den Fön von der Frau ausleihen) oder mit einem Lötbrenner und einer Gasmischung, die etwas heißer brennt als das übliche Propan/Butan Gasgemisch (mit sogenanntem „Mapp-Gas*“ geht es deutlich schneller). Ist die Klinge länger als ca. 8 cm, sollte man mindestens zwei Brenner gleichzeitig einsetzen.
- Backofen: Nach dem Härten folgt das Anlassen. Der heimische Backofen genügt, wir müssen dabei nur auf eine Temperatur von ca. 200 °C kommen und diese für ca. eine Stunde halten.
- Schleifpapier oder Schleifgewebe: Und zwar viel davon. Der Vorteil von Schleifgewebe ist, dass es nicht so schnell einreißt, dafür ist es etwas teurer. Am Anfang tut es das Schleifpapier aus dem Baumarkt. Mit den Körnungen 60, 80, 120, 240, 400 und 600 hat man alles, was man braucht. Wer auf Hochglanz polieren will, kann natürlich noch feiner gehen.
- Epoxidkleber*: 2-Komponenten-Kleber, der nicht zu schnell aushärtet (die meisten haben eine Verarbeitungszeit von nur 5 min, was sehr knapp werden kann). Besser nimmt man einen, der langsam aushärtet, wie diesen hier*.
Wer all diese Dinge schon zu Hause hat, kann eigentlich direkt loslegen, sobald er das Material in den Händen hält. Trotzdem möchte ich noch ein paar Dinge erwähnen, die einem die Arbeit deutlich erleichtern können, auch wenn sie nicht unbedingt erforderlich sind:
- Winkelschleifer*: Beschleunigt das Ausschneiden der Klingenform deutlich! Ich selber nutze den verlinkten mit regelbarer Geschwindigkeit, was ihn vielseitig einsetzbar macht.
- Ständerbohrmaschine*: Da es wichtig ist, einigermaßen senkrecht zu bohren, ist es sehr vorteilhaft, eine Ständerbohrmaschine zu nutzen. Dann passt hinterher praktisch von selbst alles gut zusammen.
- Infrarotthermometer*: Zur Temperaturüberwachung beim Anlassen – die Temperaturregelung von vielen Backöfen ist nicht besonders genau, lieber gelegentlich nachmessen.
- Schweißmagnet*: Um zu testen, ob die gewünschte Temperatur beim Härten erreicht ist (Stahl verliert bei der Umwandlung von Ferrit zu Austenit seine magnetischen Eigenschaften).
Ich hoffe, dieser Artikel gibt dir einen guten Überblick über das, was du an Werkzeug für dein erstes Messer benötigst. Eine genauere Anleitung, wie die einzelnen Arbeitsschritte aussehen, wird demnächst folgen. Falls es Fragen zu den genannten Werkzeugen gibt oder ihr irgendwelche Empfehlungen braucht, schreibt einfach ein Kommentar zu diesem Artikel, ich werde mich dann zeitnah zurückmelden. Bis dann und fröhliches Feilen!