Man kann natürlich aus allen möglichen Stählen ein Messer machen, ein Gutes wird es nur, wenn die Schneide auch hart ist. Sonst ist die Schärfe nach der ersten Zwiebel wieder weg und man ist mehr mit Nachschärfen als mit Schneiden beschäftigt.
Um am Ende des Herstellungsprozesses ein scharfes und schnitthaltige (also auch hartes) Messer zu haben, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: 1. Man muss einen Stahl verwenden, der mit den zur Verfügung stehenden Mitteln härtbar ist und 2. Man muss den Härteprozess korrekt durchführen.
Grundsätzlich hat man die Wahl zwischen rostenden und nichtrostenden Klingenstählen. Natürlich klingt es erstmal verführerisch, einen nichtrostenden Stahl zu nehmen. Aber viele rostende Stähle haben Eigenschaften, die die von nichtrostenden Stählen deutlich übertreffen (erreichbare Schärfe, Schnitthaltigkeit, Bearbeitbarkeit, Schärfbarkeit). Hierbei handelt es sich meistens um niedriglegierte Werkzeug- oder Federstähle mit einem Kohlenstoffanteil von ca. 0,5 bis 1,1 % (sogenannte Kohlenstoffstähle oder manchmal C-Stähle). Was deutlich darüber oder darunter liegt, ist weniger gut geeignet. Einer der größten Vorteile dieser Stähle ist aber, dass sie sich im Gegensatz zu Edelstählen mit relativ einfachen Mitteln zu Hause härten lassen.
Bevor man die Klinge härtet, sollte man sie soweit wie möglich fertig bearbeitet haben. Alle Macken sollten rausgeschliffen sein (ca. bis Körnung 180) und die Bohrungen für die Pins sollten fertig sein. Wer schonmal versucht hat, in gehärteten Stahl ein Loch zu bohren, weiß wovon ich rede (ruhig auch mal testen, ob die Pins wirklich in die Bohrungen passen). Wenn das alles erledigt ist, kann es ans eigentlich Härten gehen. Theoretisch ist das ganz einfach: Man erhitzt die Klinge auf ca. 850 °C und schreckt sie dann in Öl oder Wasser ab. Die oben genannten Kohlenstoffstähle lassen sich meistens gut in Öl härten. Wasser geht zwar auch, hierbei besteht aber die Gefahr, dass man die Klinge zu schnell abkühlt und dadurch Risse entstehen. Daher am besten irgendein Öl nehmen: Rapsöl, Sonnenblumenöl oder altes Motoröl – funktioniert alles. Entscheidend ist, dass man die Klinge innerhalb einer Sekunde auf unter 500 °C abkühlt. Das lässt sich natürlich schwer nachmessen, aber es gibt ein paar Tricks, mit denen man die Temperatur vor dem Abschrecken und auch das Ergebnis hinterher prüfen kann.
Vor dem Abschrecken: Die Klinge sollte durchgehend kräftig rot glühen (die Glühfarbe ist Temperaturabhängig). Daher am besten im Dunkeln härten und nicht gerade in der Mittagssonne. Außerdem gibt es noch den berüchtigten Magnettest: Der Stahl verliert kurz Erreichen der benötigten Temperatur seine magnetischen Eigenschaften. Hält man also die glühende Klinge kurz an einen Magneten und sie wird nicht mehr angezogen, so hat man wahrscheinlich die richtige Temperatur erreicht.
Nach dem Abschrecken: Da Muttis Küchenthermometer mit der Messung des zeitlichen Temperaturverlaufs im Innern des Stahls überfordert sein dürfte, prüft man am besten ob das Ergebnis nach dem Abkühlen stimmt, d.h. ob der Stahlt hart ist. Dafür nimmt man eine Feile und lässt sie über die Klinge gleiten. Wenn sie ohne Widerstand über die Klinge rutscht, d.h. nicht mehr ins Material schneidet, dann war der Härteprozess erfolgreich. Noch ein Tipp: eine kleine Schlüsselfeile nehmen und an der späteren Schneide testen. Denn falls das Härten nicht geklappt hat, will man sich nicht mit einer monströsen Hieb 1 Feile eine Macke in den Klingenrücken machen.
Wenn bis hierhin alles gut ging, fehlt ein letzter Schritt, bevor der metallurgische Teil des Messermachens abgeschlossen ist. Da der Stahl nach dem Härten extrem spröde ist, muss er noch angelassen werden um ihn widerstandsfähiger gegen Bruch zu machen. Unter Anlassen versteht man in diesem Fall das Erhitzen der Klinge auf ca. 200 °C für ca. eine Stunde. Je nach Stahl werden manchmal auch 180 °C für zwei Stunden oder zwei Zyklen bei 195,8 °C für jeweils 53 Minuten o.ä. empfohlen, aber bei den für Messerklingen üblichen Kohlenstoffstählen wird man bei 200 °C und einer Dauer von einer Stunde i.d.R. ein brauchbares Ergebnis erzielen.
Eine Frage bleibt wahrscheinlich mindestens noch: Wie erreiche ich zu Hause 850 °C? Es gibt mehrere einfache Möglichkeiten:
- Man wirft den Holzkohlegrill an und sorgt per Zwangsbelüftung dafür, dass er etwas heißer wird als sonst (also z.B. mit einem Gebläse, Fön o.ä.).
- Man nutzt handelsübliche Lötbrenner* (2 bis 3, je nach Größe der Klinge) und stattet sie mit einem etwas heißer brennenden Gasgemisch aus, also z.B. Mapp-Gas* statt dem üblichen Propan-Butan-Gemisch. Für längere Klingen kann man die Gasflamme in einer kleinen DIY-Gasesse brennen lassen, so dass alles schön gleichmäßig heiß wird (hierzu mehr in einem anderen Artikel) oder kauft sich eine kleine Gasesse* Das könnte vor allem für diejenigen eine Option sein, die vielleicht eh schon für den Grill eine Gasflasche zu Hause haben und mit dem Umgang vertraut sind. Wer in Zukunft evtl. auch schmieden möchte, kann diese natürlich auch dafür benutzen.
- Wer Zugriff auf einen elektrischen Härte- oder Brennofen hat, kann auch diesen nutzen. Vor allem, wem Feuer suspekt ist oder wer sich die Option offenhalten möchte, irgendwann auch mal Edelstähle zu härten, sollte über diese etwas teurere Option nachdenken.
Was bleibt noch zu sagen? Gib es Fragen? Wenn nicht: Frohes Härten!
Guten Abend.
Ich habe vor aus einem Sägeblatt ein Messer zu machen.
Die Handwerklichen Fähigkeiten dazu sind vorhanden.
Allerdings bin ich mit dem weiteren Vorgehen wie härten und anlassen nicht so vertraut.
Ihr Artikel hat mir sehr gut gefallen, trotzdem bleiben noch Fragen offen.
Muss ich beim härten das komplette Messer erhitzen oder reicht es wenn ich nur die Klinge dementsprechend behandle?
Reicht ein Gasbrenner aus wenn ich das Messer unter dauernden Wenden erhitze?
Und, muss ich unmittelbar nach dem abschrecken das Messer in den Backofen stecken oder darf da etwas Zeit ( 10 – 20 min) verstreichen?
Ich hoffe,)Sie können mir weiterhelfen.
Mfg Joachim Rist
Hallo Joachim, vielen Dank für deine Fragen.
Ich würde dir empfehlen, beim Härten nur die Klinge des Messers zu erhitzen. Das hat folgende Vorteile: 1. Es ist einfacher mit Hausmitteln (Grill, Gasbrenner) nur einen Teil des Messers zum Glühen zu bringen. 2. Der Griff lässt sich später leichter bearbeiten und in der Form verändern. Im Übrigen gibt es ja viele Fälle, in denen die Klinge bewusst nur partiell gehärtet wird, z.B. um einen Hamon (Härtelinie) sichtbar zu machen oder sie widerstandsfähiger gegen Bruch zu machen.
Wenn du einen Gasbrenner mit Mapp-Gas benutzt, lassen sich erfahrungsgemäß Klingen bis ca. 10 cm noch gut härten. Entspannter ist es mit zwei Brennern. Vor dem Anlassen kannst du das Messer abkühlen lassen, man sollte es nur vorsichtig behandeln, da es jetzt sehr spröde ist und leicht bricht.
Übrigens, bevor du viel Arbeit in das Messer steckst: teste mal, ob sich dein Sägeblatt gut härten lässt. Man weiß ja nie genau, mit was für einem Stahl man es zu tun hat.
Ich hoffe, das hilft dir weiter. Falls es noch Fragen gibt, melde dich einfach. Viel Erfolg beim Messermachen!
Viele Grüße
Martin
Hey. Danke für die schnelle Antwort.
Nach längerem Überlegen habe ich doch noch ne Frage gefunden.
Das ich die Klinge vorher in Form bringen soll ist klar. Auch das mit den Tiefen ausscheiden klingt logisch.
Aber, wie scharf soll ich es schleifen und, wenn gehärtet, wie schwierig es ist dann mit dem schärfen? Das stell ich mir etwas schwierig vor.
An der Schneide sollen noch ca. 0,3 bis 0,5 mm stehen bleiben, die erst nach dem Härten entfernt werden. Da man idR das Schärfen in einem steileren Winkel macht, muss man eigentlich nicht viel Material abtragen. Mit einem guten Nass- oder Diamantschleifstein kriegt man das hin.
So dachte ich mir das.
Danke, Sie haben mir schon sehr geholfen.
Guten Abend.
Ich habe bis jetzt schon zwei schöne Messer gebaut.
Auch das Härten lief sehr gut.
Nur das anschließende abschleifen der schwarzen Schicht ist immer wieder zeitaufwendig.
Mir kommt es vor als ob das Öl das ich zum abschrecken benutze beim anschließenden Anlassen auf der Klinge festbackt.
Kann das sein?
Soll ich vorher, also nach dem abschrecken das Öl irgendwie abtragen und dann erst zum Anlassen in den Ofen?
Das würde mich doch interessieren.
Hallo Joachim!
Stimmt, wenn Öl auf der Klinge bleibt, brennt es sich beim Anlassen ein und man bekommt es kaum noch runter. Wenn du das nicht willst, kannst du die Klinge vorher z.B. mit Bremsenreiniger, Aceton o.ä. reinigen. Man kann durchaus auch Öl auf der Oberfläche bewusst einbrennen, um das Messer später vor Rost zu schützen.
Die schwarze Zunderschicht ist nochmal ein anderes Thema, auch ist schwierig zu entfernen. Schleifvlies geht ganz gut, oder man schützt die Klinge von vornherein mit Härteschutzpaste o.ä.
Guten Tag,
Kann man die Messerklinge in einem elektro beefer (geht bis 850 Grad) auch härten?
Gruss Patrick
Hallo Patrick, 850 °C reichen vermutlich für viele Feder- und Werkzeugstähle. Am besten an einem Probestück ausprobieren.
Hallo Patrick,
also,
rostfreie stähle brauchen zum härten ca. 1050 Grad (Härtezeit 2-3 Minuten pro Millimeter)
nicht rostfreie stähle brauchen zum Härten ca. 840 Grad ( Härtezeit 2 Minuten pro Millimeter )
Grundvorraussetzung ist
-zu wissen ob d.stahl Rost oder nicht rostfrei ist .
– ob d.stahl schonmal gehärtet wurde
Gruss
ich
Guten Tag,
Ich bin dabei ein Tanto zu machen und wollte fragen, da ich es in Wasser härten muss worauf ich achten muss bzw. wegen zu schnellem eintauchen? Und ob ich eine hamon auch einfach daheim machen kann ?
Vielen dank im Voraus
Gruß Morris