Wenn man sein Lieblingsmesser nicht nur zu Hause herumliegen lassen will, braucht man natürlich eine Messerscheide, in der sich das gute Stück sicher transportieren lässt. Das minimiert die Verletzungsgefahr, aber es vermeidet auch Schäden am Messer oder an Taschen, Rücksägen usw. Außerdem gibt es einem die Möglichkeit, das Messer am Gürtel zu tragen, sofern man eine Gürtelschlaufe gedacht hat.
Als Werkstoffe kommen im Wesentlichen Leder und Kunststoff in betracht. Es gibt zwar auch Scheiden aus Holz, Metall oder Stoffen, aber die gehören eher zur Minderheit. Am einfachsten und schnellsten stellt man eine Messerscheide vermutlich aus sogenanntem Kydex her. Kydex ist ein Markenname unter dem irgendeine Firma Kunststoffplatten verkauft, die sich für diesen Zweck hervorragend eignen (und dabei wahrscheinlich ein Schweinegeld verdient). Es handelt sich dabei um einen thermoplastischen Kunststoff, d.h. er lässt verformen, nachdem er erwärmt wurde.
Wie macht man aus den Kydexplatten eine Messerscheide und was braucht man dafür?
- Kydexplatten – gibt es für ca. 7 – 14 Euro in ca. A4 großen Platten online zu kaufen. Für Messerscheiden würde ich die 2 mm dicken Platten empfehlen.
- Ösen oder Niete, um die Scheide zusammenzuhalten.
- Das entsprechende Werkzeug, um die Ösen/Niete zu setzen (also eine Presse, Zange o.ä. in Kombination mit den passenden Stempeln).
- Eine Kydexpresse – was das ist, muss ich vielleicht etwas genauer erklären: Im Wesentlichen handelt es sich dabei um zwei Platten, die mit Scharnieren verbunden sind. Auf den innenliegenden Seiten der Platten befindet sich jeweils ein einige cm dickes Polster aus Schaumstoff, ungefähr mit der Konsistenz einer Isomatte (tatsächlich kann man mehrere Schichten einer alte Isomatte hierfür verwenden).
- Außerdem hilfreich: ein paar Schraubzwingen, um die Presse zu schließen.
Zunächst sollte man sich überlegen, ob man die Scheide aus einem Stück machen will, das man um das Messer herum faltet oder ob man das Messer zwischen zwei Platten legt. Beides hat Vor- und Nachteile. Für den Anfänger würde ich die erste Variante empfehlen. Der Herstellungsprozess läuft folgendermaßen ab:
- Kydexplatte(n) grob rechteckig zuschneiden, so dass sie das Messer gut umschließen (mit ausreichend Toleranz zum Rand, lieber etwas Verschnitt mit einplanen – ich würde min. 5 cm empfehlen).
- Es kann sinnvoll sein, die Klinge mit Malerkreppband abzukleben (ggf. mehrere Schichten – je nach Dicke des Bands), um später ein wenig Spiel zwischen Scheide und Klinge zu haben. So verkratzt die Klinge nicht so schnell, wenn die Scheide etwas verschmutzt ist.
- Platten im Ofen auf ca. 130 bis 140 °C erhitzen – lieber mit einem Thermometer nachmessen und sich nicht nur auf den Regler des Ofens verlassen.
- Wenn die Platten die Ofentemperatur erreicht haben, fühlen sie sich ungefähr wie weiches Gummi an (Achtung, Handschuhe tragen). Man kann die Platten jetzt in der gewünschten Form um das Messer herum legen und presst es dann in der Kydexpresse zusammen. Das ganze muss schnell gehen, da die Platten sonst wieder abkühlen und sich nicht mehr ausreichend verformen lassen (Empfehlung <10 s).
- Unbedingt darauf achten, dass die richtige Seite innen am Messer anliegt – es gibt eine matte und eine glänzende Seite. Meist wird die matte Seite außen bevorzugt.
- Die Presse für mindestens 10 min fest geschlossen halten (entweder mit Schraubzwingen oder z.B. indem man sich drauf stellt).
- Dann öffnen und das Ergebnis prüfen. Das schöne an Kydex ist, dass man es durch nochmaliges Erwärmen einfach wieder in den Ursprungszustand bringen kann, es glättet sich fast von selbst. Falls man also nicht zufrieden ist, wiederholt man den Vorgang einfach.
- Sobald das Ergebnis stimmt, kann man die Ösen/Niete setzen. Achtung: bei der Variante mit zwei Platten empfiehlt es sich, zwei Bohrungen und Ösen zu setzten, bevor man das Messer heraus nimmt. Sonst ist es schwierig die Platten wieder exakt zusammen zu bekommen.
- Falls man ein Teklok o.ä. als Gürtelschlaufe befestigen will, sollte man auf die Abstände der Ösen achten. Den Durchmesser der Bohrungen den Ösen entsprechend auswählen (sollte aber vom Hersteller angegeben sein).
- Jetzt sägt und schleift man das überstehende Material soweit runter, wie nötig. An den vernieteten Seiten ist das eher eine Frage der Optik. Auf der Seite der Öffnung, muss man darauf achten, dass das Messer einerseits noch gut sitzt (mit dem typischen „Klack“ einrastet) und sich andererseits ohne viel Gefummel einführen lässt. Das hängt natürlich auch von der Geometrie des Messers ab. Im Idealfall achtet man von Vornherein darauf, dass es ein paar „griffige“ Stellen gibt, an denen die Scheide guten Halt findet (z.B. etwas dickere Stelle am oberen Bereich des Griffs). I.d.R. ist es nötig und sinnvoll, den Bereich der Öffnung mit einem Heißluftfön nochmal etwas anzuwärmen und ein wenig nach außen aufzubiegen, damit das Messer nirgendwo hängenbleibt – Vorsicht hierbei, dass wirklich nur der gewünschte Bereich weich wird.
- Ein Tipp zum Abschluss noch: Beim Schleifen der Scheide am besten die Öffnung mit einem Papier o.ä. verstopfen, so erspart man sich das mühsame Reinigen der Scheide hinterher und beugt Kratzern an der Klinge vor.
Soweit, so einfach – und ideal für alle, die nicht gerne Leder für ihre Messerscheide verwenden wollen.